Closed maxheld83 closed 10 years ago
Das würde ich gerne machen, klingt spannend!
@MarvinMay Fantastisch, ich habe dich als Assignee eingetragen. Poste deine Antwort einfach hier als Kommentar, sodass andere auch noch etwas dazu schreiben können.
So hier dann meine erste Antwort :relaxed:. Ich kann mich nur @eliajcuest anschließen, ich hoffe, dass wir uns gegenseitig helfen können uns zu verbesern :).
Staatsgenese nach Charles Tilly:
Nach Tillys Model ist die Entwicklung eines Staates immer mit kriegerischen und gewaltvollen Handlungen verbunden. Er geht sogar so weit zu behaupten, dass Gewalt notwendig für die Entwicklung eines Staates ist. Der Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Staates, ist die Monopolisierung von Gewalt und Macht. Es ist das Ziel einer kleinen Gruppe von Menschen oder auch einer einzigen Person sich als der Stärkste innerhalb eines geografischen Bereiches durchzusetzen. Der Weg zu dieser wichtigen Sonderstellung ist lang und immer verbunden mit Geschäften mit anderen Personen, die ebenfalls versuchen ihre Macht auszuweiten. Entscheidend ist für den zukünftigen Herrscher, dass er sich schließlich gegen alle Anderen durchsetzt und seine Gegner weitestgehend entmachtet. Durch seine Macht hat der Herrscher nun die Möglichkeit, sein Volk vor Schaden zu schützen und für diesen Schutz Tribute (heute sagt man Steuern) einzufordern. Der gegebene Schutz kann laut Tilly zwei formen annehmen:
Verhält sich der Machthaber als „legitimate protector“ so schütz er sein Volk gegen Angriffe von Außen. Ist der Machthaber ein „racketeer“ nutzt er sein Gewaltmonopol aus, indem er sein Volk unter Druck setzt. Würde dieses keine Steuern Zahlt, schadete er ihm. (Bsp. Ludwig XIV hat von seinen Bürgern für den Bau des Schlosses Versseil extrem hohe Tribute eingefordert. Konnte jemand nicht bezahlen, drohte ihm großer Ärger.)
Wenn sich ein Machthaber wie ein Schutzgelderpresser (racketeer) verhält, also extrem hohe Tribute fordert, allerdings das Geld nicht zum Wohle des Volkes nutzt, sondern sich nur persönlich Bereichert, spricht Tilly von Despotie. Hätte das Volk aber als solches die Möglichkeit Steuern zu regulieren und über ihre Verwendung zu entscheiden, liegt eine Demokratie vor. Händler können jedoch auch von diesem System profitieren. Wenn ein Händler an seinen Herrscher weniger Steuern zahlen muss als ein Konkurrent von ihm an einen anderen Händler so kann gewinnt er durch diese Differenz einen Vorteil und kann sein Kapital besser vermehren. Am Ende profitiert auch der Monarch, denn er bekommt so auch mehr Tribute, die er benötigt um sein Reich zu stabilisieren oder gar mehr gebiete zu erobern. Was gibt einem Herrscher allerdings das Recht zu herrschen? Von innen heraus legitimiert er seine Macht nun durch die Berufung auf ein geltendes Prinzip oder eine Moral (viele Monarchen sahen bspw. sich als „von Gott auserwählt“) oder durch die grundsätzliche Zustimmung des Volkes. Von Außen ist für einen Machthaber die Zustimmung und Akzeptanz der anderen Völker notwendig damit er in einer Stabilen Umgebung herrschen kann. Wichtig ist noch zu erwähnen, das ein solcher Staat in seiner Entstehung nicht bewusst von einem Herrscher geschaffen wird. Grundsätzlich ist er nur die Folge von Machtkämpfen und Ausübung von Gewalt.
Rolle der Racketeers:
Wie bereits oben erklärt, kann ein Machthaber seine monopolisierte Gewalt nutzen um seine „Untergebenen“ zur Abgabe von Tributen zwingen. Diese Handlung ist entscheidend für die Entwicklung eines Staates, denn sie zeigt, dass ein Staat nicht etwa die Folge von friedlicher Zusammenarbeit von Menschen ist, sondern immer gebunden ist an Machtkämpfe, Ausbeutung und Krieg. So entstanden anfangs die ersten Staaten immer als Monarchien und entwickelten sich erst im Lauf der Geschichte teilweise - es sind ja noch zu viele Diktaturen vorhanden - zu vom Volk gesteuerten Demokratien.
wow das ging ja schnell @MarvinMay! Gute Arbeit!
Wenn noch jemand Interesse hat:
Text ist stark eingearbeitet, praktisch die logische Grundlage für Tilly.md im Ergänzungs-branch