maxheld83 / schumpermas

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Open maxheld83 opened 6 years ago

maxheld83 commented 6 years ago

bevor ich mich in den Urlaub (unterrichte bei der SchülerAkademie einen Kurs “Demokratie und Schule”) verabschiede möchte ich Euch noch kurz über die 1. CiviCon Bürgerkonferenz über Steuern berichten. Ich bin ein bisschen krank und schreibe das deshalb nur ganz schnell runter, dass ihr einen Einblick habt.

Bei dringenden Rückfragen erreicht ihr mich natürlich auch in den nächsten Wochen unter +49 151 22958775. Am 8. September bin ich wieder im Büro.

Aus organisatorischer und Bürgerbeteiligungs-Projekt-Sicht hat (fast) alles perfekt geklappt! Insbesondere: Es waren erst 16, dann 15 Bürgerinnen durchgehend anwesend (1 musste aus privaten Gründen abreisen). Die Datensammlung via Q-Methode und umfangreiche Video- und Tonbandaufnahmen haben (soweit ich es absehen kann) reibungslos funktioniert, und sind mittlerweile alle mehrfach gesichert, verschlüsselt und hochgeladen. Die Bürgerinnen und Bürger haben – dank toller Moderation – sehr gut zusammen gearbeitet, und es war eine gute Stimmung mit Raum für Dissens. Nach einigen Tagen waren/sind die Bürgerinnen Feuer und Flamme für CiviCon, Steuern und Bürgerbeteiligung – das wird wohl auch mittelfristig einiges an Aktivität nach sich ziehen. Kommt auch in Presseberichten raus. Die Expertenrunde war ganz ok, trotz Absagen von BIGSSS-Faculty habe ich noch zwei einigermaßen geeignete Leute gefunden. Hier ist aber was Vielfalt und Kommunikationsstärke der Profs angeht noch Luft nach oben. Die Lernphasen waren zeitlich eng beschränkt und wurden von den Bürgerinnen sehr geschätzt. Niemand hat sich über politische Tendenz oder Bevormundung beschwert; denke das wird auch in den Videoaufnahmen deutlich. Tatsächlich wollten viele (alle?) Bürgerinnen mehr Lernphasen. In jedem Fall habe ich hier das Ziel erreicht: die Bürgerinnen fühlten sich nicht überfordert oder “passiv” gemacht durch die Lernphasen. Die besonders von Prof. Bogaards hervor gebrachte Kritik scheint sich aus meiner Sicht nicht bestätigt zu haben. Die Pressekonferenz war leider schlecht besucht; von der BIGSSS waren außer 2 Kommilitonen keiner da. Das ist schade – hätte mich gefreut, wenn mehr Leute einen Eindruck von der Stimmung bekommen hätten. War allerdings ja auch im Sommer ein schlechter Zeitpunkt für Uni und co. Tagesplan und Moderationskonzept haben sehr gut geklappt. Standort war auch prima. Material ist auch alles wieder in Ordnung und gut an den jeweiligen Orten angekommen. Keine Verluste oder Schäden. Die Konferenz war glaube ich für alle Beteiligten eine mindestens inspirierende, vielleicht sogar emanzipatorische Erfahrung; viele der mitwirkenden Bürgerinnen haben sich danach als politisch kompetenter, wirkmächtiger und wertgeschätzter (?) gefühlt. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut über die massiv unterschiedlichen Biografien und Standpunkte über ein derart kompliziertes Thema zusammen gearbeitet wurde. Wichtigster Verbesserungspunkt für die Zukunft: Gegenüber den rational-verbal-kognitiven Elementen sollte es einen wertschätzenden Ausgleich geben. Rational-verbale menschliche Ausdrucksformen sollten nicht uneingeschränkt anderen Befindlichkeiten gegenüber bevorteilt werden (etwa Chantal Mouffe?) Ich denke hier etwa in Richtung Planspiel oder sogar Theaterpädagogik zum emanzipatorisch-ästhetischen Ausdruck (pie-in-the-sky).

Aus analytischer Sicht gilt es zunächst für mich einige Distanz zur CiviCon und den mir auch ans Herz gewachsenen Bürgerinnen gewinnen. Folgende “red flags” habe ich schon jetzt notiert: Tatsächlich hat es wohl (so auch nach Auskunft der Bürgerinnen) zu wenig Lernphasen gegeben; u.A. auch zuwenig Lernphasen die grundsätzliches in Frage stellen und/oder weitere Konzepte klären. Das hat die inhaltliche Auseinandersetzung der Bürgerinnen nach eigener Auskunft gehemmt (“wir haben uns im Kreis gedreht” / “hatten knoten im Kopf”). Einzelne Verwirrungen über etwa Doppelbesteuerung lassen sich hier gut nachvollziehen. Mehr Lernphasen wären aber nur bei längerer Konferenzdauer möglich; Balance war so korrekt. Die Ergebnisse sind großenteils “nicht-Ergebnisse”: Die Bürgerinnen haben sich geeinigt, sich nicht zu einigen, weil sie eigener Auffassung nach zu wenig Informationen hatten (u.A.). Gleichzeitig haben sich die Bürgerinnen aber für verschiedene (sich doppelnde) Steuern ausgesprochen. Es bleibt zu vermuten, dass hier einiger tatsächlich auszulotender Dissens nicht be/-erarbeitet wurde, etwa auch wegen mangelnden Konzepten zur Klärung. Die Gruppe war insgesamt sehr um Kooperation und gemeinsames Auftreten bemüht; möglicherweise sind hier (sehr subtile) Drücke zur Nivellierung von politischen Differenzen (wieder Mouffe) aufgetreten. Der Grad zwischen tatsächlicher Emanzipation durch Deliberation und “Befriedung” durch “lass sie reden” scheint hier schmal und prekär. Die Gruppe kann trotz formaler politischer und SES-Heterogenität nur als diffus sozialdemokratisch beschrieben werden; weder gab es eine krasse liberale, noch eine deutlich pro-Planwirtschaft Position. Es steht zu befürchten, dass diese fehlenden Extrempositionen die Argumentation verflacht haben und einen nur scheinbaren Konsens gefördert haben könnten. Weitere Lernphasen hätten hier noch korrigierender Eingreifen können. Ergebnisse der Q-Sortierung: Keine Ahnung, muss ich erst analysieren.

Soweit erstmal von mir.

Ich habe umfangreiche Aufzeichnungen, werde jetzt erstmal alles Sacken lassen und mich dann in Ruhe an die Arbeit machen; vor allem der Q-Sort-Daten.

Ich bin jetzt erstmal sehr, sehr froh, dass ich durch die BIGSSS diese Möglichkeit bekommen habe und alles so prima geklappt hat. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert! Die Wochen vor/während der CiviCon waren auch sehr anstrengend und jetzt muss ich mich erstmal ausruhen.

Herzliche Grüße Euer Max

Ps.: Leider hat es u.A. durch mangelnde Kommunikation und Unterstützung mit/durch Medienstelle und anderen Uni-Stellen im Vorfeld einigen vermeidbaren Ärger gegeben. Dadurch sind auch erhebliche Mehrkosten (mehrere hundert €) entstanden für fehlendes Material, das ich kurzfristig per Amazon beschaffen musste. Detaillierte Abrechnung dann im September.

maxheld83 commented 5 years ago

Ich entschuldige mich, dass ich mich solange nicht bei Ihnen gemeldet habe – ich möchte ungern ihre Zeit mit "halbgaren" Ergebnissen in Anspruch nehmen, und die Garung (um im Sprachbild zu bleiben) zieht sich recht lange in. (Meine Betreuer an der Uni Bremen, Martin Nonhoff und Olaf Groh-Samberg sind darüber schon einigermaßen irritiert).

Ich möchte Sie aber gern über meinen Fortschritt informieren.

Zunächst hat sich mein Status etwas geändert; nach dem Auslaufen meiner Förderung durch die Graduiertenschule BIGSSS arbeite ich seit dem 01. April auf einer (Post-)doc Stelle bei dem Mathematiker und Sozialwissenschaftler Dr. Jan Lorenz an der Jacobs University im Rahmen seines DFG-Forschungsprojektes über Meinungsdynamiken. Ich arbeite dort hauptsächlich an -- mir noch etwas fremden -- ökonomischen Experimenten über Steuern und profitiere von einer gewissen thematischen Schnittmenge und vor allem der mathematischen Expertise von Dr. Lorenz.

Die Konferenz

Die erste CiviCon Bürgerkonferenz im vergangenen Sommer ist, wie schon kurz beschrieben, sehr gut verlaufen – wider meine eigenen Sorgen und große Skepsis habe ich tatsächlich 16 Bürgerinnen gewonnen, die eine ganze Woche (mit Übernachtungen) intensiv gelernt, diskutiert und (vielleicht nicht minder wichtig) zusammen gelebt haben. Zwar war die Stichprobe -- wie zu erwarten -- stark selbst-selektiert, aber doch überraschend divers (von 19 bis 77, Arbeitslosengeld-II-Bezieher bis gehobene Mittelschicht, "Die Linke" bis AfD). Das Geschick der beiden Moderatoren (die keinerlei Expertise in Steuern hatten und sich fachlich nicht beteiligt haben) war sicherlich für diese gelungene Zusammenkunft ausschlaggebend: Mir ist deutlich geworden, wie wichtig eine vertrauensvolle Atmosphäre, authentische Zuwendung und -- vielleicht -- persönliche Wertschätzung als Grundlage für so eine auch biografisch brisante Auseinandersetzung zwischen Arm und Reich über Steuern sind. Das hat gut geklappt. Auch die zeitlich eng beschränkten, von mir ausgerichteten Lernphasen wurden von den Bürgerinnen sehr geschätzt. Niemand hat sich über politische Tendenz oder Bevormundung beschwert (ich denke das wird auch aus den vollständigen Videoaufnahmen deutlich). Tatsächlich wollten viele (alle?) Bürgerinnen mehr Lernphasen und haben schließlich geäußert, dass sie ein (noch!) längeres, oder wiederholtes Format bräuchten, um (noch) kompetenter über die komplexe Materie (hier: Bemessungsgrundlage und Tarif der Besteuerung) entscheiden zu können. In jedem Fall erschien weder mir noch den Moderatoren, dass die Bürgerinnen durch die Lernphasen "passiv" gemacht worden wären, oder überfordert (dies war im Vorfeld eine sicherlich berechtigte Sorge etwa meines ehemaligen Betreuers Dr. Matthijs Bogaards).

Einiges ist auch nicht so gut gelungen: eine abschließende Pressekonferenz scheint als Format weniger geeignet und stieß auch auf geringe öffentliche Resonanz (2-3 Medienvertreter, 5-6 Gäste ansonsten überwiegend Freunde und Familie). Da aber in medialer Kommunikation ungeschulte Bürgerinnen vielleicht auch auf einer größeren Bühne Schwierigkeiten gehabt hätten, bin ich letztlich recht froh um das fast intime Format des Abschlusses. Ich habe hier ein paar (verrückte) Ideen zusammen mit den Moderatoren entwickelt, wie man in der Zukunft für eine Bürgerkonferenz ein einerseits medienwirksamen Abschluss finden könnte, der andererseits den mitwirkenden Bürgerinnen ihre eigene Stimme lässt und sie -- salopp formuliert -- nicht "verwurstet". Freilich kann und darf sich eine -- hoffentlich -- deliberative Bürgerkonferenz auch in ihrer Außenkommunikation nicht auf strategische Sprechakte zurück ziehen (Habermas 1998).

Ebenso weniger gelungen war die Runde der geladenen Experten; letztlich war es ein Glück das ich nur wenige Zusagen hatte – schon die beiden anwesenden Experten (ein Mitarbeiter des Finanzamtes Bremen sowie Prof. Dr. Hackmann, einem emeritierten Finanzwissenschaftler von der BW Uni Hamburg) haben einer ein Expertengespräch untereinander geführt, als mit den Bürgerinnen. Besonders der Mitarbeiter des Finanzamtes konnte sich auf die Prämisse der Konferenz – ein Steuersystem ganz neu zu überlegen – kaum einlassen. Eine sorgfältigere Auswahl und Anwerbung von Experten und ein Überdenken des Formats wird hier nötig sein. Externe Experten scheinen mir weiter unabdingbar – schließlich kann, bei aller Transparenz und "peer review" ein kleines Team von Ausrichtern kaum die inhaltliche und politische Vielfalt einer ökonomischen Debatte wiedergeben (obwohl ich mir dabei redlich Mühe gegeben habe).

Die Bürgerinnen sind übrigens zu keiner eindeutigen, abschließenden Empfehlung gelangt – es war eher eine Liste an Kriterien, die ihnen wichtig war. Ich habe mich in dieser letzten Phase ganz aus der Arbeit der Bürgerinnen rausgehalten, wie auch vorher schon immer wieder während der Konferenz. Tatsächlich haben die Bürgerinnen in ihren Empfehlungen viel über den Sinn einer solchen Konferenz im Allgemeinen gesprochen, nicht nur über Steuerpolitik. Leider haben sich die Bürgerinnen entschieden ihr Ergebnis nicht schriftlich zu veröffentlichen; wie eingangs erwähnt, fühlen sie sich dafür durch die einwöchige Konferenz noch nicht ausreichend vorbereitet.

Die Konferenz war glaube ich für alle Beteiligten eine mindestens inspirierende, vielleicht sogar emanzipierende Erfahrung; viele der mitwirkenden Bürgerinnen haben sich danach als politisch kompetenter, wirkmächtiger und wertgeschätzter (?) gefühlt. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut über die massiv unterschiedlichen Biografien und Standpunkte über ein derart kompliziertes Thema zusammen gearbeitet wurde.

Unter diesem Link schicke ich Ihnen ein paar Bilder von der CiviCon: https://dl.dropboxusercontent.com/u/5341489/civicon-jede-morepics.pdf (für eine Email leider zu groß).

Sie merken: ich bin Feuer und Flamme für diese Art der langen, intensiven Bürgerbeteiligung über komplexe Themen und möchte daran gern weiter arbeiten.

"Red Flags"

Nun galt es für mich natürlich zunächst seit letzten September einige analytische Distanz zu gewinnen, um die Qualität der Deliberation beurteilen zu können und Antworten auf meine Forschungsfrage zu finden.

Zunächst einige kursorische "red flags" von der Konferenz: Tatsächlich hat es wohl (so auch nach Auskunft der Bürgerinnen) zu wenig Lernphasen gegeben; u.A. auch zuwenig Lernphasen die Grundsätzliches in Frage stellen und/oder weitere Konzepte klären. Das hat die inhaltliche Auseinandersetzung der Bürgerinnen nach eigener Auskunft gehemmt (“wir haben uns im Kreis gedreht” / “hatten Knoten im Kopf”). Einzelne Verwirrungen über etwa Doppelbesteuerung lassen sich hier gut nachvollziehen. Mehr Lernphasen wären aber nur bei längerer Konferenzdauer möglich; Balance war so korrekt. Die Ergebnisse sind großenteils “nicht-Ergebnisse”: Die Bürgerinnen haben sich geeinigt, sich nicht zu einigen, weil sie eigener Auffassung nach zu wenig Informationen hatten (u.A.). Gleichzeitig haben sich die Bürgerinnen aber für verschiedene (sich doppelnde) Steuern ausgesprochen. Es bleibt zu vermuten, dass hier einiger tatsächlich auszulotender Dissens nicht be/-erarbeitet wurde, etwa auch wegen mangelnden Konzepten zur Klärung. Die Gruppe war insgesamt sehr um Kooperation und gemeinsames Auftreten bemüht; möglicherweise sind hier (sehr subtile) Drücke zur Nivellierung von politischen Differenzen aufgetreten. Der Grad zwischen tatsächlicher Emanzipation durch Deliberation und “Befriedung” durch “lass sie reden” scheint hier schmal und prekär. Die Gruppe kann trotz formaler politischer und SES-Heterogenität nur als diffus sozialdemokratisch beschrieben werden; weder gab es eine stringent libertäre (nicht mal liberale), noch eine konsequente pro-Planwirtschaft Position. Es steht zu befürchten, dass diese (und andere) fehlenden Extrempositionen die Argumentation verflacht haben und einen nur scheinbaren Konsens gefördert haben könnten. Weitere Lernphasen hätten hier noch korrigierender eingreifen können. Diese Eindrücke werde ich in einem beschreibenden Kapitel über die Konferenz noch weiter ausführen. Als Daten stehen mir dafür vollständige Videoaufnahmen aller Sitzungen (etwa 40 Stunden), umfangreiche Notizen und Zettel, Rückmeldungen der Bürgerinnen sowie Audio-Aufzeichnungen der allabendlichen Reflexionsrunde zwischen mir und den Moderatorinnen (sehr hilfreich).

Meine Analyse dieser sehr umfangreichen qualitativen Daten wird aber kursorisch und illustrierend bleiben. Ich plane keine systematische qualitative Auswertung (etwa Kodierung o.ä.), sowohl weil die Datenmasse kaum zu bewältigen scheint und zum anderen weil es mir an einer auf meine Fragestellung zugeschnittenen qualitativen Forschungsmethode mangelt.

Q Methode

Das Hauptaugenmerk liegt daher, wie geplant, auf der Q-Methode (ich hatte das einmal kurz erwähnt), auf die ich dank ihrer Vermittlung zu John Dryzek und Simon Niemeyer (2007) gestoßen bin. An der Analyse arbeite ich seit vergangenen Oktober.

Ich hatte leider im Vorfeld der Konferenz nicht die Möglichkeit diesen Forschungsansatz sorgfältig schriftlich zu dokumentieren, daher hier ein paar Auszüge aus dem entsprechenden Kapitel(entwurf) zur Rechtfertigung: Meine Forschungsfrage (Denken Bürgerinnen anders über Steuern, wenn sie an einem deliberativem Forum mitgewirkt haben?) birgt zwei erhebliche Widersprüche: Einerseits gehe ich folgend Dryzek und Niemeyer (2007) davon aus, dass (gute) Deliberation eine höhere Konsistenz (Metakonsens and intersubjektive Rationalität) in beliefs, values and preferences über Steuern und die Volkswirtschaft zeitigt, muss aber andererseits diese mutmaßliche Änderung unabhängig von substantiellen (etwa: Gerechtigkeits-)Theorien untersuchen. Natürlich kann etwa nicht sein, dass eine erhöhte Konsistenz nur mit einer (meiner) Theorie von Steuer einher gehen kann: In diesem Fall fielen Prozesstheorie (deliberative Demokratie) und Substanz (gerechte Theorie der Steuer) ineinander. Dieses Problem würde sich etwa bei der (deduktiven) Formulierung von Fragebögen oder eines Kodierleitfadens stellen (so wie es etwa Fishkin macht). Eine rein prozedurale (genauer: formale) Alternative, wie sie etwa Steenbergen und vor allem Bächtiger mit dem "Discourse Quality Index" vorschlagen scheint gleichermaßen unbefriedigend: Ob gute Deliberation stattgefunden hat -- oder nicht -- lässt sich unmöglich nur an etwa syntaktischen Kriterien der Sprechakte festmachen. Ich brauche also gewissermaßen eine "meta-substantiellen" Standard für gute Deliberation. Man kann schwerlich gleichzeitig die Qualität einer stattgefundenen Deliberation untersuchen und die Folgen einer solchen (hier auf Steuerpräferenzen) abschätzen. Erneut droht die Gefahr, das substantielle und prozedurale Theorie ineinander fallen: Gute Deliberation kann nur stattgefunden haben wenn eine bestimmte Theorie der Steuern herauskommt, und umgekehrt. Damit drohte empirische Deliberationsforschung in einen hermetischen Zirkelschluss abzugleiten. Ich habe nur eine (sehr) kleine Fallzahl, möchte aber ungern auf dem Forscher größeren Interpretationsspielraum gebenden qualitativen Methoden (etwa Diskursanalyse) abstellen: Die Gefahr letztlich nur meine eigenen Überzeugungen über gerechte Steuer abzubilden scheint groß. Andererseits birgt eine konventionelle (deduktive!) quantitative Methode (etwa Umfrage) die Gefahr wie oben beschrieben substantielle und prozedurale Theorie zu vermischen, und funktioniert kaum mit einer kleinen Fallzahl. Q Methode bietet hier eine vielleicht vielversprechende Synthese: Einerseits handelt es sich um eine quantitative Methode, andererseits erfordert sie eine kritische Interpretation. Zudem passt die Methodologie der "operanten Subjektivitiät" (Brown 1980) gut zu deliberativer Theorie. Schließlich funktioniert die Methode auch mit kleinen Fallzahlen. Zur Auffrischung: In der Q Methode sortieren zunächst Teilnehmerinnen zahlreiche Aussagen (hier: 77) zu einem bestimmten Thema (hier: Steuern) und einer "condition of instruction" (hier: "Was würden Sie über die folgenden Aussagen denken, wenn sie ein Steuersystem von Null auf neu gestalten könnten."). Die Teilnehmerinnen bekommen diese Aussagen auf kleinen Kärtchen und sortieren sie nach dem Grad ihrer Zustimmung. Die Sortierung ist recht aufwendig, hat hier etwa 2-3 Stunden gedauert. Zudem konnten die Bürgerinnen Ergänzungen vornehmen oder weitere Rückmeldungen geben. Überraschenderweise fanden die Bürgerinnen das Q-Sortieren wohl bereichernd und interessant. Ohne hier näher auf die umfangreiche Arbeit der Aussagengenese einzugehen: Ich habe mich, kurz gefasst, bemüht auf die Kärtchen nicht-falsifizierbare, nicht-faktische kommunikative Sprechakte (wieder lose nach Habermas 1998) über Steuern und die Ökonomie zu schreiben über die vernünftige Leute anderer Auffassung sein können. Im Anhang finden Sie die vollständigen Formulierungen. Ich schicke Ihnen in den nächsten Tagen auch einen Satz der Papierkärtchen mit einer Schablone – vielleicht haben Sie ja Interesse mal eine Sortierung vorzunehmen. Diese Sortierungen werden dann in einer Faktoranalyse (hier: Hauptkomponentenanalyse) zusammengefasst, allerdings mit "gedrehter" Datenmatrix: die Fälle sind Aussagen, und die Variablen sind Q-Sortierer (hier: Bürgerinnen). Die Faktoranalyse gibt dann "idealtypische" Sortierungen, oder "shared viewpoints" der Bürgerinnen. Diese geteilten Perspektiven werden dann qualitativ und ganzheitlich interpretiert, das heisst nicht einzelne Item-Positionen, sondern das gesamte Bild und Zusammenhang zwischen den Items. Im Unterschied zu einer Survey-Untersuchung geht es hier darum, die interne Logik einer idealtypischen Sortierung zu verstehen. Brown (1980) spricht hier von einer "abduktiven" Interpretation. Diese Prozedur habe ich einmal vor und einmal nach der Konferenz durchgeführt, gewissermaßen in einem quasi-experimentellen Design. Anlehnend an Dryzek und Niemeyer (2007) habe ich folgende Hypothesen: Metakonsens I: Es wird einige wenige, geteilte Sichtweisen auf Steuer und die Ökonomie (keine triviale Hypothese bei einem derart komplexen Thema). Metakonsens II: Nach der Deliberation gibt es weniger Faktoren mit stärkeren Ladungen, das Feld der Subjektivität ist also gewissermaßen "strukturierter". (Dieser Befund schließt an an die Social Choice Literatur über "amalgamated preferences" nach etwa List et al. 2013: mit besserer Struktur werden demokratische "Fehlaggregationen" weniger wahrscheinlich). Intersubjektive Rationalität: Nach der Deliberation ergibt sich ein stringenterer Zusammenhang aus Values, Beliefs and Preferences. (Bürgerinnen wollen dieselben Steuern, auf Grundlage der selben Werte, und derselben Annahmen – und umgekehrt). Tatsächlich kann ich wohl alle Hypothesen (vorsichtig) bestätigen. Eine Verallgemeinerung auf ein Universum von anderen Bürgerinnen ist ob der kleinen, nicht-zufälligen Stichprobe natürlich eingeschränkt. Insgesamt scheint mir Q Methode tatsächlich sehr vielversprechend für die empirische Untersuchung von Deliberation: sie bietet genau den meta-substantiellen Standard für gute Deliberation, der einerseits falsifizierbar ist (!), aber andererseits der Subjektivität der Bürgerinnen Rechnung trägt.

Natürlich ist die Aussagekraft auch dieser Methode streng begrenzt durch die Auswahl der Teilnehmerinnen (hier wohl etwas zu homogen-sozialdemokratisch) und der Aussagen (sicherlich verbesserungsfähig).

Probleme mit der Q Methode & Softwareentwicklung

Q Methode ist (leider) eine ziemlich randständige Methode, die sich im Laufe der Jahre einigermaßen vom methodischen Mainstream isoliert hat und einige unkonventionelle statistische Praktiken tradiert hat (teils aus guten Gründen). Die Methode steht deshalb auch unter scharfer, teils gerechtfertigter, Kritik (etwa Tamás und Kampen 2015).

Ich möchte mich ungern ohne Not diesem gallischen Dorf der empirischen Sozialforschung anschließen, und sehe nach eingehender Betrachtung für viele der nicht-konventionellen Statistik kaum Rechtfertigungen, erst Recht nicht im Kontext meiner Forschung.

Um eines (von mittlerweile sehr vielen) Beispielen zu geben: Q Methodologen raten davon ab, die Zufallswahrscheinlichkeit von extrahierten Idealtypen zu berechnen, und schlagen anstelle dessen subjektive Kriterien (bis hin zu einer "Magic Number 7" nach Brown 1980) vor. Mir scheint das eine unnötige Abweichung von konventioneller Faktoranalyse: ob, oder ob nicht, Bürgerinnen tatsächlich eine geteilte Subjektivität aufweisen, oder ihre Ähnlichkeit nur Zufall ist, bleibt eine falsifizierbare Frage, die unabhängig und vor einer abduktiven Interpretation geklärt werden muss.

Leider kann ich aber deshalb nicht einfach auf konventionelle Faktoranalyse und entsprechende Software zurück greifen, da Q Methode doch einige Besonderheiten erfordert. Unter anderem erfordert Q Methode (aus guten Gründen) eine manuelle, iterative Rotation der Hauptkomponenten, bis die resultierenden Sichtweisen der Bürgerinnen "Sinn" ergeben. (Diese Rotation ändert nur die Darstellung der Faktoren, nicht die Faktoren selbst). Das ist mit konventioneller Software kaum, oder nur unter sehr großem Aufwand möglich.

Da andererseits die etablierte Q-Software die oben genannte, teilweise problematische "Q Orthodoxie" implementiert, habe ich mich deshalb notgedrungen einer Doktorandin aus Cambridge (Aiora Zabala) angeschlossen, eine entsprechende Programmiersprache ("R") gelernt, und mit meiner Kollegin zusammen ein eigenes Q-Analyseprogramm entwickelt: https://github.com/aiorazabala/qmethod

Fortschritt

Im Zuge der Entwicklung und Analyse meiner Daten haben sich seit dem Winter – als ich dachte kurz vor dem Abschluss der Analyse zu stehen – immer wieder neue Probleme mit der etablierten Q Methode ergeben, die ich dann klären und ggfs. mit eigenem Programmcode behoben habe. Schließlich ist daraus ein ziemlich konservativer, aber gänzlich Q-untypischer Analyseweg geworden. Für einen Eindruck hänge ich Ihnen Entwürfe des entsprechenden Kapitels an – das folgenreiche, aber substantiell uninteressante statistische Klein-Klein ist allerdings für Sie vielleicht weniger interessant; von einer Lektüre rate ich ab. (Tatsächlich muss vieles dieser Details, wie Martin Nonhoff anriet, später in einen Appendix umziehen).

Die enorme Verzögerung durch das Erlernen einer Programmiersprache und Entwicklung eines eigenen Programms ist sicherlich ein Risiko – und hat bei meinen anderen Betreuern, Olaf Groh-Samberg und Martin Nonhoff Skepsis wenn nicht gar Verärgerung hervor gerufen. Ich gehe ja nun auch in das sechste Jahr meiner Dissertation, was trotz teilweiser Erkrankung von 2010-2012 eine ziemlich lange Zeit ist.

Trotzdem scheint mir dieser scheinbare Exkurs tatsächlich unumgänglich: Ohne ein grundsolide quantitative Zusammenfassung der Sichtweisen der Bürgerinnen ist jede folgende Interpretation und Diskussion hinfällig.

Zudem scheint mir die Mühe eine sinnvolle Investition, da ich Q Methode auch für meine zukünftige empirische Forschung zu Deliberation für vielversprechend halte. Insbesondere bietet die nun quelloffene, erweiterbare Software von Aiora und mir eine einfache Möglichkeit sie "programmatisch" zu erweitern, etwa für komplexere Analysen von Vorher-Nachher-Effekten, wie bei mir der Fall.

Schließlich habe ich mir durch meine Beiträge und Softwareentwicklung mittlerweile in der (recht überschaubaren) Q-Community auch einiges Ansehen erworben. Im September werde ich unser Programm in einem Plenumsvortrag bei der jährlichen Q Konferenz in Ancona, Italien vorstellen – sowie meine eigene Forschung in einem zweiten Vortrag.

Ich bin nun mit der (grundständigen) Softwareentwicklung auch großenteils fertig, und schreibe immer wieder an den entsprechenden Analysekapiteln weiter.

Vorläufige Ergebnisse

Leider ist Faktorenanalyse mit manueller Rotation recht "sensibel", so das selbst kleinere Änderungen an vorherigen Rechnungen die Ergebnisse substantiell verändern können. Deshalb muss eine abschließende Interpretation auf einen "finalen" Code warten (im Moment arbeite ich noch an ein paar mathematischen Komplikationen der manuellen Rotation).

Trotzdem möchte ich gern etwas von meiner vorläufigen Interpretation mit Ihnen teilen, damit Sie einen Eindruck haben wohin dieser ganze Aufwand führen kann.

Ich stelle fest, dass die Bürgerinnen vor Konferenz folgende Sichtweisen teilen: Resentment: hier handelt es sich um eine umfassende, aber nur oberflächlich strukturierte Ablehnung des Status Quo. Der Ressentiment-Faktor richtet sich vor allem gegen und auf die erfahrbaren oder diskursiv prominenten Gegenstände der Steuer: etwa gegen "Steuerprivilegien" für Kapitalgesellschaften ("Die reichen Unternehmen zahlen ja fast nichts!"), für eine (wie auch immer geartete) einfachere Steuer, sowie gegen eine Besteuerung von Freizeit ("absurd!"). Über grundsätzlichere Beliefs oder Values, etwa ob "Wachstum" ein bedeutungsvolles Konzept sei, oder ob Arbeit eine Ware ist, gibt es nur eine neutrale (oder unklare) Position. Einige (mögliche) Inkonsistenzen fallen auf: Die Bürgerinnen auf diesem Faktor wünschen eine progressive Steuer, und sind der Auffassung das "die Welt allen gehört" – sie sind aber vor allem (!) gegen eine Vermögenssteuer (!). Vielleicht kann man hier eine gewisse Nähe zur politischen Gesinnungslage der PEGIDA-Anhänger konstatieren: Eine emotional geladene Ablehnung von scheinbar erfahrbaren Aspekten des Status Quo der kapitalistischen Mischwirtschaft ("zu kompliziert"), in Abwesenheit von tieferer Durchdringung und projiziert auf einige wenige Institutionen und Akteure ("die internationalen Unternehmen"). Vielleicht wäre dem hinzuzufügen das vermutlich die meisten Bürgerinnen (mich eingeschlossen) zu den meisten komplexen politischen Themen so eine etwas zornig-inkonsistente Subjektivität aufweisen. Radical: hier handelt es sich um eine gewissermaßen orthodox-linke Sichtweise, die vor allem auf abstrakterer Ebene operiert, also der Ablehnung von zentralen marktwirtschaftlichen Beliefs und Values (etwa: Wachstum, Anreizorientierung) und der Zustimmung zu entsprechend egalitären bis marxistischen Positionen (etwa: Eigentum ist Ausbeutung, Märkte entfremden, keine Statusunterschiede). Der Faktor zeichnet sich allerdings durch weniger deutliche Positionen vor allem zu Preferences, also Steuerinstrumenten aus. In gewisser Hinsicht handelt es sich um das Spiegelbild des Resentment-Faktors: Hier ist die Kritik radikal grundiert, aber Widersprüche und Inkonsistenzen ergeben sich auf der Ebene der politischen Alternativen. Etwa fordert diese Position sowohl eine deontologische Ethik als auch ein Unterschiedsprinzip (nach Rawls 1970) und geringe Statusunterschiede. Widersprüchlicherweise fordert der Faktor auch gleichermaßen horizontale und vertikale Steuergerechtigkeit. Moderate: hier handelt es sich um eine vor allem gemäßigte Position, die trotz einer gewissen Zustimmung zur Marktwirtschaft ("ontologischer Individualismus", "schlechte Planwirtschaft") einer libertären Position widerspricht (Eigentum sei eben nicht vorsozial). Wenn es einen gemeinsamen Nenner dieser (schwach vertretenen, verschwommenen) Sichtweise gibt, dann vielleicht eine reflexartige Ablehnung von extremen Positionen. Nach der Konferenz verschieben sich diese Faktoren zu respektive: Dekommodifizierung: zeichnet sich aus durch eine stringente Entscheidung bestimmte Aspekte gesellschaftlichen Zusammenlebens nicht durch konsequentialistische, insbesondere ökonomische Logik regieren zu lassen – sowohl in Bezug auf Marktwirtschaft als auch dessen Besteuerung. Die nun durch eine reduzierte Wertschätzung von sowohl horizontaler als auch vertikaler Steuergerechtigkeit unterfütterte Ablehnung etwa einer Freizeitbesteuerung oder des selbstgenutzten Wohneigentums (beides heiße Themen auf der Konferenz) sind in dieser Hinsicht symptomatisch. Critical: hier handelt es sich um eine weiterhin recht weit links angesiedelte Sichtweise, allerdings gewissermaßen durchformuliert im Sinne von konkreten Politikalternativen. Pragmatik: Hier handelt es sich um eine nur vorläufige Akzeptanz der marktwirtschaftlichen Institutionen, denen aber eine ontologische oder axiomatische Rechtfertigung abgesprochen bleibt, und die es gilt durch vorsichtige, marktwirtschafts-kompatible Maßnahmen zu reformieren. Sie merken, dass diese Interpretation noch sehr skizzenhaft und grob ist – eine finale Interpretation wird sich mit sehr viel mehr Aussagen befassen, und sich über mehrere Seiten oder sogar Kapitel erstrecken. Das ist das Kernstück der Arbeit. Leider kann – wie oben beschrieben – diese Interpretation erst im Detail abgeschlossen werden, wenn die zugrundeliegende quantitative Zusammenfassung fest steht.

Im Anhang finden Sie die entsprechenden Grafiken zur "vorher" Faktorstruktur, mit anonymisierten Teilnehmer-Namen. Da es sich noch -- wie bei der Interpretation -- um sehr vorläufige Ergebnisse handelt, bitte ich Sie diese nicht weiter zu verbreiten. Daran wird sich sicherlich noch einiges ändern.

Ich hoffe trotzdem Ihnen damit einen Eindruck auf die zu erwartenden Ergebnisse zu geben. Ich finde die Faktorinterpretation sehr instruktiv. Die schnellen, informatisch unterstützten Visualisierungen und Zusammenfassungen sind hier unverzichtbar um verschiedene Rotationen auf ihre "Interpretierbarkeit" zu überprüfen.

Einiges scheint mir schon jetzt recht sicher: Die Anzahl und Trennschärfe der Faktoren ist noch recht gering. Insbesondere fehlt etwa eine stringente libertäre Position, die die deliberative Auseinandersetzung vielleicht gestärkt hätte. Ganz vorsichtig formuliert handelt es sich bei meiner Studie vielleicht eher um "proof of concept" im Sinne der Eignung von Methode und Design als einen definitiven Befund. Vielleicht nicht überraschend bei einer entsprechend geringen Fallzahl, unvalidierten Aussagen und kurzer Dauer. Für einer Dissertation reicht es hoffentlich.

Nächste Schritte

Insgesamt habe ich das Gefühl sehr gut mit meiner Arbeit voran zu kommen; vielleicht wegen, nicht trotz, des informatisch-mathematischen Exkurses. Es ist ein gutes Gefühl die statistische Methodik wirklich einigermaßen zu durchdringen – das strukturiert auch mein Schreiben sehr.

Ich arbeite weiter daran das Programm zu vervollständigen, und werde -- wenn sich nicht erneut noch unbekannte Probleme der Q-Methode auftun -- im August meine Interpretation von vorher und nachher fertig stellen, jeweils unterfüttert durch kursorische Eindrücke aus den qualitativen (Video-/ Audio-) Aufzeichnungen. Darauf folgt dann eine statistische Überprüfung und Interpretation der Veränderung, hoffentlich auch noch im August, wahrscheinlich aber erst am September.

Im Herbst habe ich mich für zwei Konferenzen angemeldet, bei denen ich meine Ergebnisse gern vorstellen möchte:

Die jährliche Q-Konferenz im September in Ancona, Italien Die jährliche Konferenz der Social Science History Association (SSHA) im November, dieses Jahr in Baltimore, MD. Die Q-Konferenz deckt mein methodisches Interesse ab.

Die SSHA Konferenz bietet einige Panels zur Fiskalsoziologie (vor allem Tilly 2006, McCaffery 2003 und der Sammelband von Martin et al 2009). Zusätzlich zur SSHA Konferenz, bin ich im Vorfeld zu einem Graduate Student Workshop bei Isaac Martin, Ajay K Mehrotra und Lucy Barnes eingeladen. (Für die Teilnahme am vorherigen Workshop habe ich auch ein Stipendium von $500 von der SSHA erhalten).

Diese Konferenzen werden sicher wieder einige Zeit in Anspruch nehmen, ich hoffe aber das es sich lohnt, da ich noch kaum Konferenzerfahrung habe und bei den beiden Veranstaltungen immerhin jeweils 2-3 Mal meine Ergebnisse in unterschiedlichen Sektionen vorstellen kann.

Meine Teilnahme an einer Konferenz zum Thema Deliberation habe ich vorerst verschoben, bis die vorher-nachher Analyse steht. (Ausgezeichnet passend gewesen wäre in 2015 die ECPR-Konferenz in Montréal mit einer entsprechenden Sektion – vielleicht haben Sie für das folgende Jahr eine Empfehlung.)

Für die Teilnahme an der SSHA-Konferenz in Baltimore, MD bewerbe ich mich beim DAAD um eine Kongresskostenunterstützung. Wären Sie bereit mir dafür eine kurze Stellungnahme zu schreiben? Eine formlose E-Mail an mich genügt; ich leite die dann an den DAAD weiter. Unten stehend finden Sie den Abstract zur Konferenz.

Ich freue mich auf die gemeinsame Radtour mit Ihnen, Prof. Preuß, Henry und den anderen am Wochenende (ich reise dafür nach Berlin).

Lassen Sie mich auch wissen, wenn Sie im über mein Fortkommen noch persönlich sprechen möchten. Ich habe allerdings – wie erläutert – noch nichts abschließendes vorzulegen und möchte ungern ihre Zeit in Anspruch nehmen.

Mit herzlichen Grüßen ihr Max

Referenzen: Brown, Steven R (1980): Political Subjectivity: Applications of Q Methodology in Political Science. Cambridge, MA: Yale University Press. Habermas, Jürgen (1998): Actions, Speech Acts, Linguistically Mediated Interactions, and the Lifeworld. Kampen, Jarl K. and Tamás, Peter (2014): Overly Ambitious -- Contributions and Current Status of Q Methodology. Quality and Quantity 48. List, Christian; Luskin, Robert C; Fishkin, James S and McLean, Iain (2013): Deliberation, Single-Peakedness, and the Possibility of Meaningful Democracy - Evidence from Deliberative Polls. Journal of Politics 1. Martin, Isaac William; Mehrotra, Ajay K. and Prasad, Monica (eds.). (2009): The New Fiscal Sociology - Taxation in Comparative and Historical Perspective. Cambridge, UK: Cambridge University Press. Niemeyer, Simon J and Dryzek, John S (2007): The Ends of Deliberation: Meta-consensus and Inter-subjective Rationality as Ideal Outcomes. Swiss Political Science Review 13(4). M. Held. Give-and-Take: How Citizens Would Think About Taxation, If They Could. Everyone pays taxes, and taxation affords us citizens some democratic control over the mixed economy, yet we often poorly understand it. Reasoning with one another may strengthen our democracy, but little is known how such a deliberative ideal fares on abstract policy or how deliberative quality might be measured. The first CiviCon Citizen Conference tests in a quasi-experiment how deliberating policy as abstract as taxation might work, and how people's thinking on taxation might change as a result. During the week-long conference, 16 diverse, self-selected citizens were tasked to design a tax system "from scratch", choosing among possible combinations of base schedule. They participated in learning phases, deliberated in moderated small group and plenary sessions, met with experts and held a concluding press conference. Before and after the conference, citizens sorted 79 statements on taxation and the economy according to their subjective viewpoint. Following Q methodology, sorts were factor analyzed to extract ideal-typical viewpoints shared by participants. Before the conference, citizens expressed resentful, radical and moderate viewpoints, including some apparent inconsistencies between beliefs, values and preferences on taxation. After the conference, citizens shared decommodifying, pragmatic and critical viewpoints and displayed a simpler, lower-dimensional structuration of viewpoints. Results indicate that indeed, deliberation changes people's thinking on taxation, strengthening their viewpoint consistency and better structuring their subjectivities. Results also indicate that deliberating abstract policy can be meaningful: While citizens considered themselves ill-prepared yet to recommend a tax, they felt more confident in deciding on tax policy and advocated for more and longer citizen participation on such abstract matters.